Brandanschlag auf israelische Moschee: Religion als Waffe?

DTN-logo-FBIm Norden Israels ist in der Nacht zum Montag ein Brandanschlag auf eine Moschee verübt worden. Es ist das Werk radikaler menschenverachtender Fundamentalisten. Denn kein wahrer Jude würde grundlos eine Moschee anzünden.

Die Angreifer steckten das muslimische Gotteshaus in Tuba Sangria in Nordgaliläa in Brand. Die Außenwände der Moschee wurden mit den hebräischen Worten “Vergeltung” und “Palmer” beschmiert. Palmer ist der Name eines jüdischen Siedlers, der Ende September mit seinem Sohn im Westjordanland ermordet worden war.

Erneut erschüttert ein Anschlag die Menschheit. Diesmal stecken aber nicht radikale Islamisten dahinter. Den Angaben zufolge sind es diesmal radikale jüdische Siedler. Auch in den vergangenen Monaten kam es zu Fällen, bei denen muslimische Friedhöfe und auch Moscheen verwüstet wurden. Auch wenn ranghohe Politiker den Anschlag verurteilten, kam es zu heftigen Straßenschlachten zwischen arabischen Israelis und der Polizei. Israels Präsident Schimon Peres besuchte gemeinsam mit jüdischen, muslimischen und christlichen Geistlichen den Anschlagsort.

Dieser Anschlag verdeutlicht vor allem eins: Es hat schon immer Menschen gegeben, die Religionen falsch interpretiert und sie für eigene Zwecke missbraucht haben. Diese gibt es auch heute noch. Und auch in Zukunft wird es sie geben. Man wird diese radikalen menschenverachtenden Vorgehensweisen der Fundamentalisten niemals gänzlich verhindern können. Es wird immer Islamisten geben, die Anschläge verüben. Aber genauso wird es immer auch radikale Christen, radikale Juden und auch radikale Buddhisten geben. Die Gläubigen müssen daher vor allem eines betonen: Religionen sind in den seltensten Fällen die eigentlichen Ursachen von Kriegen, Konflikten und Anschlägen. Vielmehr werden sie als Waffen missbraucht.

Allerdings ist dies nur die eine Seite der Wahrheit. Denn gelichzeitig gibt es Martin Luther King, Mahatma Gandhi, Dalai Lama, Fethullah Gülen und Yitzhak Rabin. Sie sind Menschen, die aus religiöser Verantwortung und Überzeugung heraus Gewalt ablehnen und das Friedenspotential der Religionen betonen. Es gibt also in allen Religionen Beispiele, die verdeutlichen, dass Religionen und religiöse Akteure entscheidend zur Vermeidung von Gewalt beitragen.

Die Juden befinden sich derzeit vor den Jom Kippur Feiertagen. Der Versöhnungstag Jom Kippur ist einer der höchsten jüdischen Feiertage. Ein derartiger Anschlag zeigt vor allem eins: Alle Menschen müssen sich gemeinsam dafür einsetzen, dass nicht die Radikalen in den Religionen, sondern die frommen und gemäßigten erhört werden. Sie sind die wahrhaftigen Vertreter der Religionen. Kein wahrer Jude würde grundlos eine Moschee anzünden. Genauso würde auch kein wahrer Muslim einen unschuldigen Juden ermorden.

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Ercan Karakoyun

Seit der Gründung der Stiftung Dialog und Bildung im November 2013 bin ich ihr Vorsitzender. Ich wurde am 23.12.1980 in Schwerte geboren und habe dort bis zu meinem Abitur gelebt. Im Rahmen eines Stipendiums der Friedrich-Ebert-Stiftung habe ich mein Studium der Raumplanung an der Universität Dortmund mit dem Schwerpunkt Stadtsoziologie abgeschlossen. Ich bin Gründungsmitglied des Forums für Interkulturellen Dialog (FID) e.V. Berlin und war dessen Geschäftsführender Vorsitzender. Ich bin Mitglied im Kuratorium des Bet- und Lehrhauses am Petriplatz, Mitglied im publizistischem Beirat der Zeitschrift “Die Fontäne”, Kolumnist des Portals dtj-online.de, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik und der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.
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