Der sprachlose Salafist

Seinem Aussehen nach zu urteilen, war er ‪Salafist. Er beschwerte sich im ‪Krankenhaus darüber, dass es zur Behandlung seiner ‪Frau nur einen männlichen ‪Arzt gab. Sprachlich konnte er sein Problem nicht richtig kommunizieren. Er kam auf mich zu und bat mich zu übersetzen. Kein Problem. Ich habe ihm geholfen und das Problem gelöst. Eine Kollegin würde in einer Stunde den Dienst antreten.

Wir sind anschließend ins Gespräch gekommen. Er erzählte mir, dass es die meisten muslimischen Frauen gar nicht mehr interessiere, ob sie von einem Mann oder einer Frau untersucht würden. Das sei Sünde. Wir haben über viele unterschiedliche Themen diskutiert. Am Ende auch über Schulbildung. Ein guter ‪Muslim dürfe seine ‪Tochter eigentlich gar nicht in die Schule schicken, sagte er. Ich erwiderte ihm, dass er dann bald keine Frau mehr finden könne, die seine Frau behandeln kann. Er war sprachlos.

Ercan Karakoyun

Seit der Gründung der Stiftung Dialog und Bildung im November 2013 bin ich ihr Vorsitzender. Ich wurde am 23.12.1980 in Schwerte geboren und habe dort bis zu meinem Abitur gelebt. Im Rahmen eines Stipendiums der Friedrich-Ebert-Stiftung habe ich mein Studium der Raumplanung an der Universität Dortmund mit dem Schwerpunkt Stadtsoziologie abgeschlossen. Ich bin Gründungsmitglied des Forums für Interkulturellen Dialog (FID) e.V. Berlin und war dessen Geschäftsführender Vorsitzender. Ich bin Mitglied im Kuratorium des Bet- und Lehrhauses am Petriplatz, Mitglied im publizistischem Beirat der Zeitschrift “Die Fontäne”, Kolumnist des Portals dtj-online.de, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik und der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.
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