Papstbesuch: Eine Chance für den interreligiösen Dialog!

DTN-logo-FBSteht uns ein Kampf oder ein Dialog der Religionen bevor? Haben Religionen überhaupt eine Zukunft oder werden sie aussterben? Welche Rolle spielen die Religionen im Staat und welche in der Gesellschaft? Das sind die Fragen, mit denen sich Papst Benedikt XVI. beschäftigen muss.

Nicht die Religionen, aber die Religionsangehörigen setzen absolute Zeichen. Alle weiteren sozialen Merkmale werden daran gemessen. Im Neuen Testament und auch im Koran heißt es, dass alle Menschen vor Gott gleich sind. Allerdings gilt dies den Religionsangehörigen zufolge nur für die, die an den richtigen Gott glauben. Innerhalb der eigenen Religion spielen Klassen, Ethnien oder auch Kulturen keine Rolle. Gleichzeitig neigen die Glaubensangehörigen jedoch dazu, fundamental zwischen jenen zu unterscheiden, die entweder richtig oder aber falsch glauben. Der andere wird also dämonisiert. Die wesentlichen Fragen, die sich die Religionen in Zukunft stellen müssen lauten daher, wie eine neue Kultur der Toleranz möglich ist und wie den Gläubigen verdeutlicht werden kann, dass Nächstenliebe nicht nur innerhalb der eigenen Religion gilt, sondern auch gegenüber dem Andersgläubigen.

Aus diesem Grund sollte sich Papst Benedikt XVI. die Zeit nehmen und aus seiner Heimat, in der mehrere Millionen Muslime gemeinsam mit Christen zusammenleben, eine Botschaft des Dialogs an die Menschheit richten. Er sollte die Gemeinsamkeiten von Christentum, Judentum und Islam hervorheben. Er sollte von Versöhnung, Liebe und Toleranz reden. Nach seinen umstrittenen Äußerungen seines letzten Besuchs in Regensburg sollte er nun betonen, dass alle Religionen an den einen Gott glauben. Genauso wie er sich für die christlichen Minderheiten in der muslimischen Welt stark macht, sollte er sich für die Rechte der Muslime in Europa stark machen.

Papst Benedikt XVI. sollte unterstreichen, dass keine Religion Terror, Gewalt und Krieg als Normalzustand sieht. Alle Religionen stehen für Frieden. Auch wenn dies in der Vergangenheit nicht immer so war, müssen die Religionen betonen, dass die Religionen viel Friedenskraft besitzen.

Egal wo sich auf dieser Welt Menschen bekriegen, niemals sind es die Religionen, die gegeneinander kämpfen. Es sind Religionsangehörige, die zur Verwirklichung ihrer individuellen Ziele die Religion missbrauchen. Das Image-Problem des Islam ist nicht nur ein Problem des Islam, sondern ein Problem der Religionen insgesamt. Der Papst muss seinen Beitrag dazu leisten, dass Religion nicht als trennendes, sondern als verbindendes und friedenschaffendes Merkmal gestärkt wird.

Der Papst muss den Christen in Deutschland den Mut zusprechen, den Weg in eine friedliche Zukunft der Religionen in Vertrauen auf Gott gemeinsam mit allen Religionen zu gehen. Der begonnene und vielerorts erstarkende Dialog muss fortgesetzt werden. Die Religionen haben nur dann eine gemeinsame Zukunft, wenn sie sich gegenseitig respektieren und es schaffen, die Fragen des Glaubens in der modernen Welt anzugehen.

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Ercan Karakoyun

Seit der Gründung der Stiftung Dialog und Bildung im November 2013 bin ich ihr Vorsitzender. Ich wurde am 23.12.1980 in Schwerte geboren und habe dort bis zu meinem Abitur gelebt. Im Rahmen eines Stipendiums der Friedrich-Ebert-Stiftung habe ich mein Studium der Raumplanung an der Universität Dortmund mit dem Schwerpunkt Stadtsoziologie abgeschlossen. Ich bin Gründungsmitglied des Forums für Interkulturellen Dialog (FID) e.V. Berlin und war dessen Geschäftsführender Vorsitzender. Ich bin Mitglied im Kuratorium des Bet- und Lehrhauses am Petriplatz, Mitglied im publizistischem Beirat der Zeitschrift “Die Fontäne”, Kolumnist des Portals dtj-online.de, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik und der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.
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