Muslime sollten mehr Verantwortung für unsere Verfassung übernehmen

dtj-online-logoEine Anpassung an die deutsche Verfassungskultur ist wichtiger als eine Anpassung an die deutsche Leitkultur. Je besser wir unsere Verfassung kennen, umso mehr werden wir sie lieben.

Jürgen Habermas und Dolf Sternberger sind die wichtigsten Begründer des Verfassungspatriotismus. Sie formulierten sie als Antwort auf die Situation Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg, als alle anderen Formen des Patriotismus diskreditiert wurden. Dieser Patriotismus kann von allen Bürgern Deutschlands gelebt werden. Auch von Muslimen.

Der deutsche WM-Erfolg und seine Botschaft für die Gesellschaft

dtj-online-logoNach dem WM-Sieg gegen Argentinien waren es vor allem auch Deutsch-Türken, die mit Hupkonzerten auf dem Ku’damm feierten. Während es in der Vergangenheit bei den jungen Deutsch-Türken eher Schadenfreude gab, wenn die Nationalelf ausschied, wurde nun bis in die Morgenstunden mitgefeiert. Das hat seine Gründe. Viele der 23 Nationalspieler haben nämlich einen Migrationshintergrund. Diese Vielfalt wirkt sich nicht nur auf die Spielweise und die Leistung der Mannschaft aus, sondern auf das ganze Land. Mesut Özil und Sami Khedira beten vor dem Spiel und heben nach muslimischer Art ihre Hände und rezitieren nach eigenen Aussagen Gebete aus dem Koran. Bilder, die es zum ersten Mal in der deutschen Nationalmannschaft gibt. Selbst die überholten ARD- und ZDF-Reporter, die noch immer nicht verstanden haben, dass der Fastenmonat Ramadan nicht nur für Algerien ein Thema ist, sprechen die polnisch, balkanisch, türkisch und arabisch klingenden Namen perfekt aus. Dass Lukas Podolski und Klose auf dem Platz untereinander polnisch sprechen, ist inzwischen auch kein Geheimnis mehr.

„The House of One“ – Drei Religionen bauen gemeinsam

blog-97-300Claudius Prösser - Am Petriplatz in Berlin-Mitte soll ein gemeinsames Bethaus für Christen, Juden und Muslime entstehen - ein Experiment mit ungewissem Ausgang. BERLIN taz | Und siehe, aus dem Volk Gottes wurde eine Crowd, und die Crowd baute ein Haus. Das Haus des Einen. Crowdmäßiger ausgedrückt: The House of One. Wenn das jetzt unklar war, hier die Auflösung: Seit diesem Dienstag betreibt das interreligiöse Projekt "The House of One" ein Crowdfunding, um den Bau eines Multifunktionsgebäudes auf dem Petriplatz in Mitte zu ermöglichen. Darin, in ausgeklügelter räumlicher Verteilung: eine Synagoge, eine Moschee und eine Kirche, aber auch ein zentraler Veranstaltungsraum, in dem sich die Vertreter der drei monotheistischen Religionen sowie andere interessierte Berliner begegnen sollen. Mit einer sehr professionell gestalteten Website (house-of-one.org) wirbt der Ende 2011 gegründete Verein "Bet- und Lehrhaus Petriplatz Berlin e. V." um die Spendenbereitschaft der Berliner. Da es sich bei dem bereits vorliegenden Entwurf für das "House of One" um ein Gebäude aus Ziegelmauerwerk handelt, kann man - symbolisch, versteht sich - einen oder mehrere Steine im Wert von 10 Euro kaufen. Insgesamt müssen 43,5 Millionen Euro zusammenkommen.

Gelebter Dialog der Religionen

logo_wj2013In Berlin-Mitte entsteht ein gemeinsames Religionshaus für Juden, Christen und Muslime. Im Interview spricht Mitgründer Ercan Karakoyun darüber, warum der interreligiöse Dialog so wichtig ist und wie die Religionen voneinander lernen können. Wie ist die Idee zu einem interreligiösen Bet- und Lehrhaus in Berlin entstanden? Die Idee ist in der Evangelischen Kirchengemeinde St. Petri - St. Marien entstanden. Auf dem Petriplatz stand einmal die historische Petrikirche, die im 2. Weltkrieg beschädigt und dann in den 1960er Jahren komplett abgerissen wurde. Im Zuge der Neugestaltung des Platzes wurden archäologische Grabungen durchgeführt. Dabei hat man festgestellt, dass es einer der ältesten Orte der Stadt ist. So kam man auf die Idee, den Platz wiederzubeleben und etwas Neues entstehen zu lassen. Die Stadt hat sich mittlerweile sehr verändert - es gibt hier wieder jüdisches Leben, es gibt muslimische Migranten - das führte zu dem Gedanken,ein Haus zu bauen, in dem alle drei monotheistischen Religionen zusammen kommen können.

„Respekt ist Ziel des Dialogs – und zugleich dessen Voraussetzung“

dtj-online-logoDer Auftritt des „Chors der Zivilisationen“ aus Antakya war für das Forum für interkulturellen Dialog e.V. (FID) Berlin einer der Höhepunkte des Jahres. Ercan Karakoyun rief bei dieser Gelegenheit zur Überwindung von Grenzen auf. (Foto: aa) Unter dem Motto „Ein Chor, drei Religionen und sechs Konfessionen“ fand am Donnerstag unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, das viel beachtete Konzert des „Chors der Zivilisationen“ statt. Die zahlreichen Gäste, unter ihnen auch der Botschafter der Türkei, Hüseyin Avni Karslioğlu, wurden durch den Vorsitzenden des Vorstands des Forums für interkulturellen Dialog e.V., Ercan Karakoyun, begrüßt, der die Gelegenheit nutzte, zur Einstimmung auf das – dem interreligiösen Dialog gewidmete – Konzert ein paar grundlegende Fragen aufzuwerfen.

Ist der Islam antisemitisch?

dtj-online-logoDie Mehrheit der Muslime weiß, dass Antisemitismus keinen Platz im Islam hat. Dennoch scheint es aber Muslime zu geben, die Juden nur deshalb hassen, weil sie Juden sind. Daher ist es notwendig, der Frage nachzugehen, ob der Islam antisemitisch ist und wie Muslime mit dem Antisemitismus umgehen sollten, damit derartiges nie wieder passieren kann.

Jeder Mensch glaubt, dass seine Religion die richtige ist. Dies gilt auch für die Muslime. Die anderen Religionen sind entweder falsch oder zumindest verändert und nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form erhalten. Dies hat sich allerdings jahrhundertelang nicht auf das soziale Leben ausgewirkt. Ein Blick in die Vergangenheit verdeutlicht nämlich, dass Muslime größtenteils friedlich mit Juden und Christen im gleichen Staat lebten. Es gab zwar klare Verträge und Pflichten für Minderheiten, die Situation war aber niemals lebensbedrohlich. Die islamische Welt gewährte den Juden Freiheiten und Rechte von denen sie im Abendland nur träumen konnten. Rabbiner Isaak Zarfati lud deshalb 1470 alle deutschsprachigen jüdischen Gemeinden ein, sich im Osmanischen Reich anzusiedeln. Er forderte die jüdischen Gemeinden in Mitteleuropa dazu auf, vor den Pogromen und Verfolgungen in Europa zu fliehen und ins Osmanische Reich zu kommen. „Hier kann jeder unter seinem Feigenbaum und seinem Weinstocke ruhig leben“, schreibt er. 1492 schickte Sultan Bayezid II. sogar Schiffe und nahm viele Juden aus Spanien auf, die vor der Kirche fliehen mussten. Auch der Prophet Mohammed betonte immer wieder die Religionsfreiheit. Das Verhältnis zwischen Juden und Muslimen war fast niemals angespannt.
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