Sechs Menschen verletzte Sarmad A. mit einem Auto. Danach rollte er einen Gebetsteppich auf der Fahrbahn aus. Für uns Muslime ist der Fall klar: Er ist ein Psychopath. Nun ist es tatsächlich so, dass der Tatverdächtige vorläufig in die Psychiatrie kommt.
Doch leider ist es so, dass mit jedem Täter nicht nur seine unschuldigen Opfer sterben, sondern auch ein Stück des Vertrauens in den Islam zerstört wird. Die Berufung der Mörder auf den Koran wird auch den völlig schuldlosen Muslimen, die den Koran wirklich kennen, zum Verhängnis. Es ist ein teuflischer Kreislauf.
Zu durchbrechen ist dieser nur mit klaren Worten und unmissverständlicher Ablehnung.
Allerdings kann das nur ein Anfang sein. Denn mit jedem Anschlag entstehen neue Vorurteile gegen den Islam. Die Muslime in Deutschland brauchen öffentlich sichtbare und anerkannte Strukturen. Dazu müssen die Muslime in Deutschland ihre internen Streitereien überwinden und den Einfluss von Drittstaaten beenden. Sie müssen Gremien schaffen, die über Legitimation verfügen, damit Staat, Gesellschaft und Öffentlichkeit in Deutschland verläßliche Ansprechpartner bekommen.
Die Muslime müssen in der Moderne, in der die Mehrheit von ihnen schon längst lebt, auch als Religionsgemeinschaft ankommen. Diese Aufgabe können die geistlichen Führer des Islam nicht an die einzelnen Gläubigen delegieren. Die Gläubigen allerdings sollten echte „Leadership“ ihrer Eliten einfordern. Kommunikationsfähigkeit, Authentizität, Kritikfähigkeit, Offenheit und Integrität sind hier gefordert. Schließlich geht es um eine für alle Beteiligten existentielle Frage.